Die Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative, zu deren Mitgliedern bundesweit bildungsaktive Städte und Kreise gehören, hat sich seit Beginn der Corona-Krise intensiv mit den Herausforderungen und Folgen für gelingende Bildungsbiografien und erfolgreiche Übergänge Schule-Arbeitswelt beschäftigt.
11 Videokonferenzen, ein Online-Jahresforum (im Dezember 2020 in Dithmarschen) und eine große Arbeitstagung gemeinsam mit der Stadt und dem Landkreis Karlsruhe (im Mai 2021) wurden durchgeführt und zwei grundsätzliche Positionierungen veröffentlicht, die erste „Corona-Krise und Ausbildungsnot“ bereits im Mai 2020 – sie wurde auch über den Deutschen Städtetag verbreitet – und die zweite im Februar 2021. Die müsste Ihnen allen inzwischen auch vorliegen.
Aus dieser intensiven Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen tiefgehenden Krise will ich in diesem kurzen Statement drei Punkte hervorheben, die noch die aktuelle Situation, aber auch die Zeit „über Corona hinaus“ betreffen.
(Erstens)
Die bitteren Erfahrungen der Corona-Krise zeigen erneut und besonders eindrücklich: Schule ist ein zentraler Bildungs- aber auch Lebensraum.
Schulen sind viel mehr als eine „Lernmaschine“, bei der es um den Notenerfolg in den sogenannten Kernfächern geht. In unserer Positionierung heißt es dazu:
„Gebraucht wird eine bessere Schule, die Kinder und Jugendliche für das Leben stark macht, ihnen Selbstvertrauen gibt, die als sozialer Raum Respekt, Zusammenleben und Spaß am gemeinsamen entdeckenden Lernen erfahrbar macht“.
Es darf kein Zurück zum „Weiter so“ geben. Deshalb wünschen wir uns eine breite Allianz für eine Kampagne mit dem Titel „Eine bessere Schule – jetzt“.
Was in der Schule geschieht, geht uns als „Kommunale“ an, weil es um unsere Kinder und Eltern geht und für die Stadtgesellschaft insgesamt wichtig ist.
(Zweitens)
Die Corona-Krise hat wie in einem Brennglas gezeigt, dass Bildungschancen sozial immer noch ungleich verteilt sind und sich Benachteiligungen sogar noch verschärfen.
Gerade für diejenigen, die mit den überkommenen Formen schulischen Lernens ohnehin Schwierigkeiten haben und auch mit Fernlernen und Digitalisierung nicht gut zurechtgekommen sind, ist „Nachhilfe“ ein problematisches Konzept.
Notwendig sind fantasiereiche Ansätze nachholender Bildung, die mit Lernspaß und Lebensfreude verbunden sind. Hierfür muss der „Bildungsort“ Schule mit vielen weiteren Orten und Aktivitäten im städtischen Raum verbunden werden.
(Drittens)
Die Corona-Krise hat erneut gezeigt:
Kommunen und lokale Verantwortungsgemeinschaften sichern Bildungschancen.
Kommunale Koordinierung oder Kommunales Bildungsmanagement hat sich in diesen schwierigen Monaten mehr als bewährt. Diese Aufgabe steht aber als formal freiwillige Leistung vor allem dann auf dem Prüfstand, wenn sich Kommunen in einer finanziellen Notlage befinden.
Die Corona-Krise führt zu hohen Einbußen in den kommunalen Haushalten.
Es wäre fatal, wenn Sparmaßnahmen die Kommunale Bildungskoordinierung treffen würden. Die Kommunale Bildungskoordinierung muss weitergeführt werden.
Und schon jetzt muss sie auf die Folgen der Corona-Krise und auf die zukünftige Förderung und Sicherung guter Bildung, gelingender Bildungsbiografien und erfolgreicher Übergänge Schule-Arbeitswelt ausgerichtet werden.
Die Arbeitsgemeinschaft „Weinheimer Initiative“ wird dies auf ihrem diesjährigen Jahresforum im Dezember 2021 erneut zentral thematisieren.
Seine Überschrift lautet:
Gelingende Bildungsbiografien: zur unverzichtbaren Rolle der Kommunen im Bildungssystem.
Schon jetzt darf ich Sie alle zur Teilnahme an diesem Jahresforum einladen.
Ich hoffe dass wir zuvor Gelegenheit haben werden, bei der nächsten Sitzung dieses Ausschusses, der dann hoffentlich in Präsenz stattfinden kann, ausführlicher darüber zu reden.
Vielen Dank!
Sprecher H. Bernhard
im Bildungsausschuss Deutscher Städtetag
online am 21./22.Mai 2021